Vor mehr als 30 Jahren,
im April 1978, hat eine Gruppe junger Griechen einen eigenen Fußballverein aus der Taufe gehoben.
Mit Unterstützung ihrer Kirche gaben sie sich den Namen ,,Oxen Rüsselsheim“ – benannt nach der orthodox-christlichen Jugendunion. Schon nach einem Jahr, als erstmals eine Mannschaft in der C-Klasse Darmstadt an den Start gegangen war, entschied sich der Klub jedoch zu einer Umbenennung. Der Grund: ,,Man brachte uns mit Ochsen in Verbindung„, erinnert sich der ehemalige langjährige Vorsitzende Kostas Galanis auf der Internetseite. So wählte der Verein eine neue Bezeichnung: Hellas Rüsselsheim.
Unter diesem Namen wurde er zu einer festen Größe im Kreis und stellt den mittlerweile ältesten ausländischen Verein der Stadt. Das ist umso erstaunlicher, da es nie mehr als zwei Teams gab und die Mitgliederzahl keine 100 Personen erreichte. Allerdings, so betont Schriftführer Polis Pekridis, der in seinem Klub der Mann für alle Fälle ist, sei der Bestand seit Jahren ,,zwischen 80 und 90 Mitgliedern“ stabil. Traten in der Anfangszeit fast ausschließlich griechische Mitbürger gegen den Ball, fanden bald auch deutsche Spieler den Weg zu den Hellenen. Dies war vor allem dem damaligen Trainer Peter Bock zu verdanken, der neue Strukturen schuf und Disziplin in die Mannschaft brachte.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: In der Saison 1981/82 gelang Hellas ungeschlagen der Titelgewinn und der Aufstieg in die B-Liga, die später zur Kreisliga A wurde. Seither bewegt sich der Klub zwischen A- und B-Klasse. 2008 feierte er letztmals in der B-Liga den Aufstieg. Gleich im ersten Jahr gelang dem Team in der A-Liga unter Trainer Andreas Tsagkas ein hervorragender dritter Platz. Nun steht Hellas auf Rang vier in der Tabelle und will ,,weiter vorne mitspielen“, wie Polis Pekridis meint. Als Ziel gilt der Aufstieg in die Kreisoberliga. Genauso wichtig wie der sportliche Erfolg ist den Südeuropäern aber der Gemeinschaftsgedanke. Spielern und Anhängern will der sich fast ausschließlich aus Griechen zusammensetzende Vorstand um den Vorsitzenden Avraam Zapounidis eine Art Heimat bieten.
Stolz ist der Verein, mit den meisten ehemaligen Spielern und Trainern noch immer in gutem Kontakt zu stehen.Durchschnittlich rund 100 Zuschauer bei den Heimspielen dokumentieren, wie wichtig der Fußballverein, der auch über eine junge zweite Mannschaft um Trainer Archontis Orgianellis in der C-Liga verfügt, für die griechische Gemeinde in Rüsselsheim ist. Dass er sich in Zukunft vergrößern wird, zum Beispiel Nachwuchsteams aufbaut, ist allerdings nicht geplant. ,,Dazu bestehen einfach zu wenig Trainingsmöglichkeiten in der Stadt“, gibt Polis Pekridis zu bedenken.
Auf dem Kunstrasenplatz an der Köbelhalle, wo auch die Heimspiele stattfinden, müsse sich sein kleiner Verein mit zwei Trainingseinheiten pro Woche begnügen. Vor einigen Jahren habe es bereits einmal Bestrebungen für eine Ausdehnung gegeben, die jedoch ins Leere gelaufen seien.Ebenso haben sich Überlegungen, sich einem anderen Verein anzuschließen, nicht realisieren lassen. Bald nach der Gründung habe TuS Rüsselsheim den Hellenen angeboten, als eigenständige Abteilung zu ihr zu wechseln. Zuletzt gab es Gespräche mit dem VfR, wie Pekridis berichtet. ,,Aber auch das ist momentan kein Thema mehr.“
So wird der FV Hellas Rüsselsheim eigenständig bleiben und in das bereits vierte Jahrzehnt seines Bestehens gehen. Finanziell steht er dabei auf stabilen Füßen. Allerdings hat er als kleiner Verein auch den Vorteil, keine Liegenschaften unterhalten zu müssen. Zudem, so betont Pekridis, ,,bekommen die Spieler bei uns kein Geld – was auch für die anderen Vereine eine Überlegung wert ist.“ Einmal im Jahr werde der ersten Mannschaft aber eine Reise finanziert, wie jetzt im Januar ein Aufenthalt in Thessaloniki.
An Einnahmen muss sich der Traditionsklub neben Mitgliedsbeiträgen und kleinen Sponsorenzuwendungen mit den Eintrittsgeldern bei den Heimspielen begnügen. Damit kann er keine großen Sprünge machen. Aber mit viel Eigenleistung und Engagement gelingt es Hellas, über die Runden zu kommen. Und was in den Augen von Polis Pekridis das Wichtigste ist: ,,Die Spieler verstehen sich gut, bei uns herrscht viel Gemeinschaftsgeist und eine prima Stimmung.„